Der erste legale Cannabis Social Club in Deutschland startet den Verkauf

Der erste legale Cannabis Social Club in Deutschland startet den Verkauf

Niklas Bergmann, M.A.

Biochemist, specialist author

Inhaltsverzeichnis: Der erste legale Cannabis Social Club in Deutschland startet den Verkauf

Im niedersächsischen Ganderkesee ist es nun soweit: Der „Cannabis Social Club Ganderkesee“ verkauft als erster Club in Deutschland legale Cannabisprodukte an seine Mitglieder. Das ist nicht nur für den Club, sondern für das ganze Land ein wichtiger Schritt in Richtung einer regulierten Cannabislandschaft. Nach Erhalt der Anbaugenehmigung im Juli hat der Club in den vergangenen Monaten rund 400 Pflanzen aufgezogen und konnte nun die erste Ernte einfahren.

Diese Ernte markiert den Start einer neuen Ära, in der erwachsene Mitglieder des Clubs erstmals kontrolliertes Cannabis kaufen können, ohne auf den Schwarzmarkt angewiesen zu sein. Seit Anfang November steht das Cannabis für registrierte Clubmitglieder bereit – ein Meilenstein für Ganderkesee und ein Signal für eine sicherere Alternative.

Vom Anbau zur Abgabe: Der Weg zur ersten legalen Cannabis-Ernte

Nachdem der „Cannabis Social Club Ganderkesee“ im Juli 2024 die Anbaugenehmigung erhalten hatte, wurde schnell gehandelt. Unter der Leitung des Vereinsvorsitzenden Daniel Keune und seines Teams startete der Club den ersten legalen Anbau in Deutschland. Rund 400 Pflanzen wurden in einer abgesicherten Halle an einem geheimen Ort aufgezogen – ein Prozess, der unter den wachsamen Augen der Landwirtschaftskammer Niedersachsen verlief, die regelmäßig unangemeldete Kontrollen durchführte. Diese Überwachung soll sicherstellen, dass sämtliche Sicherheitsstandards eingehalten werden und die gesetzlich erlaubten Anbaumengen nicht überschritten werden.

Die Clubmitglieder haben dabei kräftig mitangepackt: Innerhalb weniger Monate – und durch das schnelle Wachstum der robusten Sorte „White Widow“ – war es dem Team möglich, die erste Ernte bereits im Oktober einzufahren. Die geernteten Pflanzen wurden dann in einem aufwendigen Verfahren getrocknet, gereinigt und sorgfältig verpackt, um die Qualität und den THC-Gehalt zu gewährleisten. „Es ist uns wichtig, dass die Produkte nicht nur legal, sondern auch absolut sicher für unsere Mitglieder sind“, betonte Keune.

Abgabe an die Mitglieder: Ein sicherer und kontrollierter Zugang

Nachdem die erste Charge Anfang November fertiggestellt war, konnten die Clubmitglieder nun zum ersten Mal legal angebautes Cannabis erwerben. Die Abgabe erfolgt unter strengen Regeln: Mitglieder ab 21 Jahren dürfen bis zu 50 Gramm Cannabis pro Monat beziehen, während das Limit für jüngere Mitglieder zwischen 18 und 21 Jahren bei 30 Gramm liegt. Der Club bietet eine Auswahl an Sorten mit unterschiedlichen THC-Werten und Wirkungsprofilen an, darunter die beliebten Sorten „Euphoria“ und „Royal Cookies“, die entweder eine beruhigende oder belebende Wirkung haben.

Um den gesetzlichen Vorgaben zu entsprechen, setzt der Club eine speziell entwickelte „Hanf-App“ ein, die jeden Kauf erfasst und sicherstellt, dass keine Person die erlaubte Menge überschreitet oder parallel in mehreren Clubs Mitglied ist. Diese digitale Lösung erleichtert nicht nur die Verwaltung, sondern sorgt auch für Transparenz und Nachverfolgbarkeit.

Mit dieser ersten Ernte und der Abgabe an die Mitglieder hat der Club ein starkes Zeichen gesetzt: Es ist möglich, Cannabis in einem legalen und kontrollierten Rahmen anzubauen und zu verteilen – ein Vorbild für weitere Cannabis Social Clubs und ein großer Schritt für die Cannabispolitik in Deutschland.

Ein Schritt gegen den Schwarzmarkt: Der Social Club als sichere Alternative

Mit der Eröffnung des „Cannabis Social Club Ganderkesee“ und dem Start der ersten legalen Abgabe in Deutschland soll vor allem eines erreicht werden: der Schwarzmarkt soll nachhaltig geschwächt werden. Durch die Bereitstellung von streng kontrollierten, sicheren Cannabisprodukten erhalten die Mitglieder Zugang zu Qualität statt Risiko – und das in einer Umgebung, die transparent und reguliert ist. Für Konsumenten, die bisher auf ungesicherte Quellen angewiesen waren, stellt der Club eine echte Alternative dar.

Vereinsvorsitzender Daniel Keune sieht darin eine Chance für die Zukunft: „Unser Ziel ist es, Konsumenten einen sicheren und verantwortungsvollen Zugang zu Cannabis zu ermöglichen. Das schützt nicht nur die Konsumenten, sondern zeigt auch, dass eine solche Struktur funktioniert.“ Durch die enge Zusammenarbeit mit der Landwirtschaftskammer Niedersachsen sowie regelmäßige Kontrollen soll sichergestellt werden, dass der Club ausschließlich für seine registrierten Mitglieder produziert und die gesetzlichen Anbau- und Abgabemengen streng einhält.

Prävention und Verantwortung: Ein umfassendes Sicherheitskonzept

Neben der sicheren Abgabe setzt der Club auf ein breites Präventions- und Aufklärungskonzept. Die Präventionsbeauftragte Isabell Logemann entwickelt derzeit detaillierte Schutzmaßnahmen, um potenzielle Risiken für die Mitglieder zu minimieren. So arbeitet der Club eng mit regionalen Suchthilfe- und Präventionsstellen zusammen und steht in Kontakt mit dem Jugendamt und lokalen Bildungseinrichtungen.

Ein besonderer Fokus liegt auf der Aufklärung jüngerer Mitglieder, die unter 21 Jahre alt sind. Für sie gibt es niedrigere THC-Grenzen und strengere Bezugslimits. „Wir möchten nicht nur Cannabis zur Verfügung stellen, sondern auch Verantwortung übernehmen“, erklärt Logemann. Der Club plant sogar eine Zusammenarbeit mit einer Fahrschule, um jungen Menschen die Risiken von Drogenkonsum im Straßenverkehr näherzubringen. Außerdem ist ein „Beipackzettel“ in Arbeit, der die wichtigsten Konsumregeln und Vorsichtsmaßnahmen erläutert und die Mitglieder informiert, wo und wie sie konsumieren dürfen.

Fazit: Ein Pilotprojekt mit Signalwirkung

Der Start des ersten Cannabis Social Clubs in Ganderkesee ist mehr als nur ein regionales Experiment. Er stellt einen wichtigen Schritt dar, wie sich die Legalisierung von Cannabis in Deutschland in kontrollierten Bahnen entwickeln kann. Der Club bietet seinen Mitgliedern eine sichere Alternative zum Schwarzmarkt und setzt zugleich ein Zeichen für verantwortungsvollen Konsum. Mit weiteren geplanten Social Clubs und dem Ziel, bis 2025 auch kommerzielle Verkaufsstellen zu etablieren, könnte das Modell des „Cannabis Social Club Ganderkesee“ zu einem echten Vorbild für die zukünftige Cannabis-Politik in Deutschland werden.


Niklas Bergmann, Fachautor

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